Die Keltische Ära
Die Insel war in der frühzeit keltisch besiedelt. Ausgrabungen brachten
umfangreiche Kultgegenstände zum Vorschein, wie die berühmte Goldschale von
Cyddar, welche Darstellungen der keltischen Hauptgöttinnen zeigte oder auch
der Silberkessel von Caerneddar, welcher Szenen aus keltischen Kulthandlungen im Relief
zeigt. Diese Funde untermauern die Theorie, dass Cwmlynn einst Teil des legendären Albionischen Reiches war. Zeichnungen und Figuren, welche der
Hochkönigin Mab zugeordnet werden, stützen diese Auffassung. Auch die auf der
höchsten Erhebung einst errichtete keltische Großfestung, welche aus drei konzentrischen
Ringwällen bestand, ist Hinweis darauf, dass Cwmlynn ein Herzogs- oder Königssitz in keltischer Zeit war,
zumindest aber ein bedeutender Stützpunkt.
Die Angelsächsische
Ära
Ab dem achten
Jahrhundert müssen Kontakte zu Wikingern bestanden haben, denn zumindest
einer ihrer Häuptlinge wurde in einem typischen Hügelgrab (Tumulus) im Südosten der
Insel bestattet. Im Verlauf der dänischen Invasion Englands wurde auch Cwmlynn angelsächsisch. Möglicherweise war zu diesem Zeitpunkt bereits die keltische
Kultur auf Cwmlynn im Verfall oder ausgelöscht. Verbürgt ist, dass die Angelsachsen die
keltische Ringfestung in Besitz nahmen und weiter ausbauten. Spätestens seit
Beginn des zehnten Jahrhunderts war die Insel dann ein eigenständiges
Territorium der Grafen von Rodragonat. Der Name leitet sich von den dänischen
Begriffen für roter Drache und Nacht ab und aus dieser Tatsache erklärt sich
auch das Wappen der Insel. Historisch einwandfrei erwiesen ist, dass Cwmlynn
König Harald
II. Godwinson Truppen zur Verteidigung gegen die Norweger und Normannen im
Thronfolgekrieg des Jahres 1066 stellte, denn in den Familienchroniken der
Grafen von Rodragonat ist belegt, dass der alteste Grafensohn Edric Hærvason
Rodragonat "... an der Seite seines Königs blieb (fiel), als ein
Normannenschwert ihn streichte." Der Ausbau der Festung wurde nach der
normannischen Invasion Englands fortgesetzt, da man auch auf Cwmlynn einen
normannischen Angriff erwartete. So wurde die keltischen Palisaden, welche schon
mehrfach erneuert werden mussten, nun endgültig durch Steinmauern ersetzt. Eine
vierte Ringmauer wurde gebaut und an den strategisch entscheidenden Punkten
Türme und Torhäuser errichtet. Die alten Hauptgebäude wurden vollständig
abgerissen und durch modernere Gesindehäuser und Stallungen ersetzt, der Palas
durch einen Donjon ersetzt, welcher zugleich als Wohngebäude, als auch als
innerste Verteidigung diente. Eifrid Of Firncaster, ein Mönch, welcher im Jahr
1100 den Grafen von Rodragonat als Chronist diente, schieb: "Die Feste
(Burg) ist so gewaltig, dass weder Teufel, Drach' und sogar kein Nordmann sie
wird können überwinden." Tatsächlich stand die angelsächsische Festung
von Cwmlynn in Größe und Anzahl der Verteidigungswerke keiner anderen Burg
ihrer Zeit nach. Die Ausdehnung und Stärke der Mauern stellte sogar die
Normannenburgen und Kreuzfahrerfestungen noch in den Schatten und somit galt die
Festung als absolut uneinnehmbar.
Der normannische Blick auf Cwmlynn
Die normannischen Eroberer Englands waren so sehr mit der
Unterwerfung des britischen Hauptinsel beschäftigt, dass sie entweder Cwmlynn keine Bedeutung beimaßen oder es schlicht übersahen. Hierzu finden sich in der
Geschichte bislang keine klaren Hinweise. Jedenfalls hatte dies zur Folge, Cwmlynn
noch weitere 111 Jahre angelsächsisch und unter der Herrschaft der Grafen von
Rodragonat blieb. Bis ins Jahr 1140 blieb die Insel wohl recht isoliert und war auf keinen Seekarten verzeichnet. Die wachsende Hanse war es,
welche sich überall in der Nordsee neue Handelsbeziehungen erschloss und dabei auch
auf Cwmlynn stieß. Spätestens ab 1162 ist "Cwamliann" in den
Verzeichnissen der Hanse als Lieferant für Gold- und Silberschmiedekunst benannt. Offenbar war es auch die Hanse, welche dann das Wissen um die Insel ins
normannische England trug und somit das Ende der angelsächsischen Ära
einläutete. Spätestens ab 1174 ist die Existenz der Insel am
englischen Königshof bekannt. Ab 1175 mehren sich Überfälle angelsächsischer
Plünderer an der Nordostküste Englands in der Region um Scarborough. Nachdem
im April 1177 mehrere von ihnen gefangengenommen werden konnten rückte Cwmlynn
ins Bewusstsein des englischen Königs Henri II. Plantagenêt. Da er alles Angelsächsische als
der englischen Krone unterstehend und dem Angevinischen Reich als zugehörig befand, entsandte er Foulques D'Amorel, Earl
Of Hawes mit einhundert Soldaten nach Cwmlynn, um dort die Insel für die Krone
zu übernehmen. Nachdem der englische Gesandte vor Æthelred Rodragonat, 11.
Graf von Cwmlynn getreten und die Übergabe der Insel und Amtsgeschäfte einfordert hatte,
gab der angelsächsische Graf den Befehl, die Normannen niederzumachen. Hierbei kamen
sowohl Graf Æthelred als auch Lord
Foulques ums Leben. Es ist naheliegend, dass die englische Krone dies nicht
hinnehmen konnte. Der letzte Akt der angelsächsischen Ära hatte begonnen.
Beginn der normannischen Ära
Henri II. war außer sich. Er beschloss, die Insel zu unterwerfen. So
beauftragte er seine Schwester Clawigônde Plantagenêt, die für die innere Sicherheit
seines Reiches zuständig war, mit der Durchführung einer Straf- und
Eroberungsexpedition.
Clawigônde gelang es mit zusammen mit des Henris Sohn Richard Plantagenêt,
dem Infanteriegeneral Sir Brandolf de Bohun
und ihrer Tochter Antoinette
von Sjælland von Beginn September bis Mitte Oktober 1177 die erfolgreiche Invasion
Cwmlynns durchzuführen und die Insel, welche ab nun von den Normannen
"Camlann" genannt wurde,
unter normannisch-englische Oberhoheit zu stellen. Im Verlauf der Eroberung der
Insel wurde fast die Hälfte der angelsächsischen Bevölkerung ausgelöscht. Die
Angelsachsen ereilte nun das Schicksal, welches sie Jahrhunderte zuvor den
Kelten hatten zukommen lassen.